Glossar

Die Römerregion Chiemsee von A bis Z

Von Alonen bis Zwiebelknopffibel

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Alonen, Alounen (lateinisch alonae, alounae)

Die Alonen waren weibliche Lokalgottheiten, die vom keltischen Stamm der in Noricum ansässigen Alauni verehrt wurden und ihr Heiligtum mit dem am Chiemsee ansässigen Gott Bedaius teilten. Die Zuständigkeiten dieser regionalen Gottheiten sind unbekannt, wir kennen sie nur aus vier Inschriften, alle aus der näheren Umgebung des Chiemsees. (IU)

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Bedaium

BEDAIUM wurde nach der regionalen Gottheit Bedaius der Ort genannt, der rund um Tempel und Wachposten an der Alzbrücke im heutigen Seebruck entstand. 

Benefiziarier (lateinisch Singular beneficiarius, Plural beneficiarii)

Das militärisch wie wirtschaftlich bedeutende römische Fernverkehrsnetz wurde durch eine Art Militärpolizei, die sog. beneficiarii, betreut und beaufsichtigt. Die Benefiziarier waren für jeweils ?? Jahre als Wachposten an den Fernstraßen und Nachschubrouten stationiert. Eine Benefiziarierstation wurde um 50 n.Chr. an der Alzbrücke in Seebruck/ BEDAIUM eingerichtet. Vermutlich erschlossen die Römer von dort aus die Region um den Chiemsee. (IU)

Bodendenkmal

Als Bodendenkmal werden Überreste von Gebäuden oder anderen menschengeschaffenen Strukturen (z.B. Gräber) bezeichnet, die - zumeist unsichtbar - im Boden liegen.

Bodenprospektion 

Bulla

Bulla wurde eine Kapsel aus Metall oder Leder genannt, die Übel abwehrende Amulette enthielt und von Kindern um den Hals getragen wurde. (IU)

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Duovir (lateinisch für „einer von zwei Männern“, auch: duumvir, II vir)

„Zwei Männer“ war die Bezeichnung der beiden obersten Beamten einer Stadt, sozusagen das Bürgermeisteramt als Doppelspitze. 

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Fibel

Die Fibel war Sicherheitsnadel und Schmuckstück in einem und meist aus Bronze. Zwei große Fibeln an den Schultern gehörten zur keltischen und germanischen Tracht, kleinere wurden auch als Broschen auf der Brust getragen. Bei Männern wurde der Soldatenmantel auf der rechten Schulter mit einer Fibel zusammengehalten. Siehe Doppelknopffibel, Flügelfibel, Kniefibel, Scheibenfibel, Zwiebelknopffibel. (IU)

Flügelfibel

Die Flügelfibel gehörte zur Frauentracht in Noricum. Diese auffallend großen, länglichen Fibeln haben flügelartige Fortsätze auf dem Bügel und durchbrochene Nadelhalter; ähnlich ist die Doppelknopffibel. (IU)

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Geophysikalische Prospektionsmethoden

Flächendeckende Magnetometerprospektion, um, ausgehend von deren Ergebnissen, gezielt Bodenradaruntersuchungen oder Widerstandsmessungen über potenziellen Gebäudestandorten durchzuführen.

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IUVAVUM/ Salzburg …

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Kniefibel

Kleine Fibel mit glattem, knieähnlich gebogenem Bügel. Wird von Frauen als Brosche auf der Brust getragen. (IU)

Kohorte (lateinisch cohors) 

Eine römische Legion (ca. 6.000 Mann) bestand aus 10 Kohorten. Auch eine Hilfstruppe aus nichtrömischen Rekruten wurde Kohorte genannt.

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Meilenstein

In der Regel zylindrische Steinsäulen, die an den überregionalen römischen Straßen aufgestellt wurden und die Zahl der Meilen (1 röm. Meile = ca. 1,5 km) von der nächstgelegenen Stadt in der Provinz anzeigten. Zugleich dienten sie der Propaganda indem sie den Kaiser als Erbauer oder Erneuerer der Straßen rühmten. Dabei mussten dessen sämtliche Titel, Siegesnamen und Ämter aufgezählt werden, was die Inschriften auf Meilenstein sehr lang werden ließ, vor allem, wenn mehrere Kaiser - meist Vater und Söhne - regierten. Der geübte Reisende blickte daher nur auf das untere Ende des Meilensteins, wo - meist in größeren Lettern - die eigentliche Information, die Entfernungsangabe stand (z.B. : a Vindobona M P XII) (IU)

Mithras

Aus Persien stammender Lichtgott, dessen Kult sich seit dem 1. Jh. n.Chr. im röm. Reich verbreitete. Reliefs zeigen die Episoden aus seiner Legende, in deren Zentrum die Tötung des Stiers steht. Der Gott wird in orientalischer Tracht mit phrygischer Mütze über dem zusammenbrechenden Stier dargestellt. Verehrt wurde Mithras vor allem von Militärs, aber auch Kaiser ließen sich in seine Mysterien einweihen. Zum Aufnahmeritual gehörte eine Art Taufe mit dem Blut eines Stieropfers. (IU)

M P

Bezeichnung für die römische Meile (ca. 1,5 km) auf Meilensteinen, die an den römischen Hauptverkehrsrouten standen. Die Inschrift auf Meilensteinen nennt zuerst den Kaiser als Erbauer oder Wiederhersteller der Straße, am Schluss folgt die Zahl der Meilen, gemessen von einem gößeren Ort aus, z.B. a Viruni oder ab Aq(uinco) m p ... (IU)

Municipium

In den Provinzen: Ort mit Stadtrecht und Selbstverwaltung durch einen nach römischem Muster strukturierten Magistrat (ordo decurionum) mit gewählten ehrenamtlichen Beamten. An der Spitze standen die jährlich wechselnden 2 Bürgermeister (duoviri iure dicundo), denen die Ädilen und Quästoren (Finanzverwaltung) zur Seite standen. Die öffentlichen Ausgaben wurden von den wohlhabenden Bürgern, v.a. von den Gemeinderäten (Decurionen) aus dem eigenen Vermögen getragen. Zu jedem Municipium gehörte ein Territorium mit Landgütern und dörflichen Siedlungen. Municipien waren in den nördlichen Provinzen die wesentlichen Träger der Romanisierung. (IU)

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Noricum

Röm. Provinz, umfasst den Ostalpenraum südlich von Inn und Donau, westlich des Wienerwaldes (das ursprünglich zugehörige Gebiet weiter östlich wurde der Provinz Pannonien zugeteilt), reicht im Süden bis an die Save. Hauptstadt Virunum (Zollfeld, nördlich von Klagenfurt), von keltischen Stämmen bewohnt, berühmt für seine Bodenschätze (norisches Eisen), seit dem 2. Jh.v.Chr. wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen zu Rom, 15. v.Chr. friedliche Eingliederung ins Röm. Reich. Erst um 200 wurde eine Legion nach Noricum verlegt (Legionslager in Enns / Lauriacum). (IU)

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Pannonia

Röm. Provinz, schließt östlich an Noricum an, umfasst Westungarn bis zur Donau und das Savetal bis Belgrad. Wird unter Kaiser Augustus erobert. An der stark befestigten Donaugrenze vier Legionslager (Vindobona, Carnuntum, Brigetio und Aquincum) und zahlreiche Hilfstruppenkastelle. Statthaltersitze in Carnuntum und Aquincum (Budapest). (IU)

Peregrini (lateinisch für „Fremde“)

Freie, die nicht das römische Bürgerrecht besaßen. Für sie galt das Ius gentium. Ab 212 n. Chr. (Constitutio Antoniniana) wurden alle Bewohner des Reiches zu römischen Bürgern, es gab danach keine Peregrini mehr. (IU)

Procurator Augusti

Ursprünglich Verwalter des kaiserlichen Vermögens (z.B. Bergwerke, Steinbrüche), dann allgemein kaiserliche Beamte für die Staatsverwaltung sowie Statthalter in kleineren Grenzprovinzen (Noricum). (IU)

Provinz

Als römische Provinz bezeichnet man einen geographisch geschlossenen Bereich außerhalb des italischen Gebietes unter der Herrschaft des römischen Reiches, dessen Bewohner Rom gegenüber steuerpflichtig waren. Unterschieden wurde dabei zwischen senatorischen und prokuratorischen Provinzen. Es handelte sich um eine senatorische Provinz, wenn auf deren Gebiet eine Legion stationiert war. Sie wurde von einem legatus augusti pro praetore aus dem Senatorenstand verwaltet und stand in ihrer Bedeutung höher als eine prokuratorische Provinz mit reiner Auxiliartruppenpräsenz. Für deren Verwaltung war ein procurator (Verwalter) aus dem Ritterstand eingesetzt. (IU)

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Rätien (lateinisch raetia)

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Scheibenfibel

Fibel mit scheibenförmigem Bügel, üblicher Verschluss des römischen Soldatenmantels. (IU)

Sondengeher

Stele

Hochrechteckiger Grabstein mit Inschriftfeld, oft auch mit Reliefs (Porträts der Verstorbenen, Ornamente, mythologische Szenen etc.). Oberer Abschluss meist ein Giebel. Stelen standen in massive Steinblöcke eingezapft über Brandgräbern an Gräberstraßen oder in ummauerten Grabbezirken. (IU)

Stilus

Griffel aus Holz, Bein oder Metall mit Spitze zum Ritzen in die Wachsschicht der Schreibtafel (Diptychon) und einem abgeflachten Ende zum Löschen der Schrift. (IU)

Streifenhaus

Als Streifenhäuser bezeichnet man langrechteckige Gebäude, die vornehmlich in Handwerks- und Gewerbevierteln römischer Siedlungen an Haupt- oder Nebenstraßen aufgereiht waren. Im Streifenhaus wurden Wohn-, Werkstatt- und Verkaufsbereich kombiniert. Auf der immer zur Straße hin ausgerichteten Schmalseite lagen der Eingangsbereich und die Geschäftsräume. Der hintere Teil diente als Wohntrakt. In der Regel waren die Räume des Wohntraktes mit einer Fußbodenheizung versehen (hypokaustiert), aber nicht mit Fenstern ausgestattet. Licht gelangte durch Öffnungen im Dach in die Räume. Die Bewohner von Streifenhäusern waren Handwerker und Händler, für die der direkte Bezug zur Straße notwendig war. (IU)

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Terra sigillata

Tongeschirr…

Titulus

Viereckige, meist gerahmte Steintafeln mit Grabinschrift, waren eingefügt in gemauerte Grabeinfassungen, Grabbauten (Urnenkasten), über dem Eingang zu Hügelgräbern (Tumulus-Dromos) (IU)

Tracht

Auf Grabreliefs in der Provinz Noricum werden Frauen und Mädchen oft in der lokalen Tracht dargestellt. Typisch dafür sind Hauben unterschiedlicher Form, ein Untergewand mit langen Ärmeln, ein ärmelloses, gegürtetes Obergewand, das an den Schultern von großen Fibeln zusammengehalten wird, manchmal ein Brustschmuck aus durch Ketten verbundenen runden Schmuckscheiben oder eine kleine Fibel als Brosche. Über die Schultern kann symmetrisch ein schalartiger Umhang gelegt werden. (IU)

Urbevölkerung

Über die Bevölkerungskontinuität in der Region gibt es verschiedene Forschungsmeinungen. Der Mangel an Funden aus der Hallstattzeit (ca. 1.000 bis 500 v. Chr.) wird von den einem Teil der Forscher als Hinweis auf vollständige Entvölkerung gedeutet, von einem anderen Teil als Hinweis auf eine Krisenzeit, ausgelöst vermutlich durch schwierige Witterungsbedingungen, in der die Bevölkerung sehr einfach lebte und keine haltbaren Materialien wir Metalle oder Ton zur Verfügung hatte (das wäre eine Erklärung für die fehlenden Funde). Entsprechend gab es entweder eine Entwicklungskontinuität der einheimischen keltischen Bevölkerung, oder keltische Stämme besiedelten erst um 500 v. Chr. die Region flächendeckend.

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Zwiebelknopffibel

Fibel mit armbrustförmigem Bügel, an dessen Enden zwiebelförmige Knöpfe sitzen. Fibelform des 4. Jahrhunderts, wurde als Auszeichnung an Männer verliehen. (IU)